Kanalnetz: Notwendige Sanierung wurde trotz Kenntnis der Lage seit 15 Jahren nicht angegangen! Nun wird es richtig teuer!


Im Jahr 2003 erfolgte eine Kanalbefahrung (TV-optische Untersuchung). Ich habe davon erst im März 2018 erfahren. Ein Ergebnis war damals: Von den 14,7 Kilometer liegen 2,2 Kilometer in der Schadensklasse 5 (Quelle). Diese ist so definiert: Schäden, die unmittelbar zu beheben sind.

Seit 2003 - also seit 15 Jahren (!!) - ist jedoch nur ein sehr geringer Teil dieser 2,2 km erneuert worden. Unter dieser Regierungskoalition wird das Wort "unmittelbar" offensichtlich anders interpretiert als man gemeinhin annimmt.

Frau Höcherl sagt, sie wolle die Kanalsanierung mit der Straßensanierung angehen. Das ist natürlich grundsätzlich sinnvoll, weil man dann ja nur einmal aufreißen muss. Aber, das Sanieren von Straßen ist sie bisher auch nicht wirklich angegangen! Sie hat 2008 viele marode Straßen von ihrem Vorgänger übernommen und nur ganz rudimentär etwas verbessert (mehr dazu ...). Die Straße in Dietersdorf ist übrigens keine Orts- sondern eine Staatsstraße. D. h. nicht die Stadt Schönsee hat sie erneuert, sondern der Freistaat Bayern.

Im Wesentlichen hat Frau Höcherl bisher also den Ortsstraßen und dem Kanalnetz nur beim Verfallen zugesehen ... Ob das in den letzten zwei Jahren ihrer Amtszeit noch besser wird? Ich glaube es nicht, ansonsten müssten ja jetzt bereits die Weichen dafür gestellt sein, so wie für den Vollausbau der Ortsstraße nach Friedrichshäng - welchen nicht nur Stadtrat Reinhard Kreuzer - sicher nicht ganz zu unrecht - als unnötig einstuft (mehr dazu ...).

Im März 2018 hat das Ingenieurbüro Weiß aus Neunburg die Kosten für die Erneuerung der 2,2 Kilometer Kanal in Schadensklasse 5 auf 1,36 Millionen € geschätzt (Quelle). Die Preise am Bau sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wenn man die Probleme zeitnah angegangen wäre und z. B. jedes Jahr 60.000,- € investiert hätte, dann wäre es vermutlich jetzt erledigt und zwar für deutlich weniger Geld der Beitragszahler (die Kosten - bei Erneuerungen die Abschreibungen - werden ja im Endeffekt auf die Nutzer des Kanalnetzes, also die Bürger, umgelegt). Nun ist es mit Sicherheit wesentlich teurer und wenn man jetzt den Kanal erneut befahren würde, wären vielleicht statt 2,2 km nun 3,2 km in der Schadensklasse 5 und die Sanierungskosten liegen in Wirklichkeit vielleicht bei 2 Millionen €.

In der Sitzung vom März 2018 sagte Stadtrat Johann Pfistermeister - den ich als Fachmann im Bereich Kanal sehr schätze und dem ich diesbezüglich auch voll vertraue - folgendes: "Ein Rohr in Schadensklasse 5 bricht nicht in 5 Jahren zusammen, es hält 20 Jahre." Er stuft die Dringlichkeit der Erneuerung also ganz anders ein als das Ingenieurbüro (20 Jahre statt unmittelbar). Als bekennender Nicht-Fachmann für Kanäle sehe ich es so: Von den 20 Jahren sind einerseits 15 Jahre schon vorbei (weil die Regierungskoalition ja nach der Kanalbefahrung einfach nicht tätig geworden ist ..). Andererseits weiß niemand, wie lange die im Jahr 2003 TV-optisch untersuchten und in Schadensklasse 5 eingestuften Teile des Kanalnetzes schon so kaputt waren, dass sie (laut Ingenieurbüro) eigentlich unmittelbar saniert werden hätten müssen. Waren es 2003 schon 5 Jahre oder 10 oder 15 Jahre? Im letzteren Fall hätte das kaputte Rohr, welches (laut Ingenieurbüro) eigentlich unmittelbar erneuert werden hätte müssen, schon 30 Jahre gehalten. Aber, wie lange wird dieses Glück noch währen? Soll man sich darauf wirklich verlassen und nichts tun als abwarten und die Kosten für später sich in unermessliche Höhen schrauben lassen? Das ist offensichtlich seit vielen Jahren die Devise der Regierungskoalition beim Kanalnetz und den Ortstraßen. Meine wäre es nicht und die von Hubert Reimer wäre es sicher auch nicht gewesen ...

Thomas Schiller