Vorsicht „Halbwahrheiten“! Achtung - Sie werden „in eine falsche Richtung gelenkt“!

„Du verbreitest bewusst Halbwahrheiten, um die Leserschaft in die falsche Richtung zu lenken“ - so Bürgermeisterin Höcherl in der öffentlichen Stadtratssitzung vom 17.1.2017 (nachzulesen in der Grenz-Warte vom 20.1.2017). Da überschätzt sie meine Möglichkeiten gewaltig, außerdem ordnet sie meine Intention völlig falsch ein.

Kein Leser wird sich von mir in irgendeine Richtung lenken lassen. Das ist nicht mein Menschenbild. Für mich gilt wie für Immanuel Kant: „Sapere aude“! Also: Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen! Und dies traue ich jedem Bürger uneingeschränkt zu. Frau Höcherl offensichtlich nicht …

Ich will über bestimmte Sachverhalte informieren, damit die Bürger (und damit Wähler) sich ihre eigene Meinung dazu bilden können. Gleichzeitig lege ich meine Haltung zu bestimmten Themen ganz klar zu Tage. Der Leser wird sie vielleicht manchmal teilen, manchmal mag er sich denken: „Na ja, dass sehe ich aber ganz anders“. Sicherlich wird er sich seine eigenen Gedanken zu meinen Aussagen machen und diese hinterfragen. Eventuell wird er weitere Quellen einbeziehen. Wenn sein Interesse geweckt wurde, ist meiner Ansicht nach bereits sehr viel erreicht.

Auf mich wirkt ihre Aussage so, als wolle sie die Bürger vor meinen Berichten schützen, wie der Hirt die Schafe vor dem großen bösen Wolf. Nur, die Bürger sind eben heutzutage erfreulicherweise keine Schafe mehr, die irgendeinem Hirten blind folgen ohne sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Das sind die segensreichen Folgen der Aufklärung, unter anderem durch den großen Königsberger Philosophen Immanuel Kant.

Außerdem nimmt die Frau ganz offensichtlich für sich in Anspruch die einzige und richtige und gute Richtung zu kennen. Ansonsten könnte sie ja die Bürger nicht vor mir und der falschen Richtung warnen.

Der Vorwurf, ich würde „Halbwahrheiten“ verbreiten, ist nicht neu. Dies hat sie am 17.1.2017 nicht das erste Mal behauptet. Diese Anklage musste ich bereits in mehreren Stadtratssitzungen über mich ergehen lassen - immer hochdramatisch inszeniert wie auf einer Bühne. Das ist eine generelle Entwicklung, die mir negativ auffällt: Das Hobby der Bürgermeisterin (passionierte Laien-Schauspielerin) tritt an die Stelle der Erfordernisse ihres Amtes (objektive Leitung der Sitzung). Wer dramatische Inszenierungen mag, braucht nicht nach München in den Komödienstadel fahren. Ein Besuch einer Stadtratssitzung in Schönsee reicht in aller Regel. Wer einmal zugehört hat und nicht gerade zu den Adlaten der Frau gehört, wird mir sicher zustimmen.

Eine Halbwahrheit ist übrigens nach dem Duden „eine Aussage, die zwar nicht falsch ist, aber auch nicht vollständig den Tatsachen entspricht, einen Sachverhalt nicht vollständig offenlegt“. Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich schreibe keine Facharbeiten oder universitäre Abhandlungen und erhebe demzufolge gar nicht den Anspruch, einen Sachverhalt vollständig in allen seinen Facetten darzustellen. Das erwartet sicherlich auch kein Leser. Ich bin ehrenamtlicher Stadtrat, kein bezahlter Journalist oder Politikwissenschaftler. Frau Höcherl bräuchte mir ja nur zu schreiben, welche Aussagen ihrer Ansicht nach Halbwahrheiten sind. Dann könnte ich die Aussagen berichtigen. Meine E-Mail-Adresse hat sie. Einen konkreten Hinweis, wo denn eine Halbwahrheit versteckt sei, habe ich aber von ihr noch nicht erhalten. Sie brandmarkt die Berichte stattdessen insgesamt und abstrakt als Halbwahrheit. Das empfinde ich in jedem Fall als niederträchtig und unseriös.

Ihr Ziel ist meiner Ansicht nach eindeutig: Ich als Person und meine Berichterstattung sollen insgesamt diskreditiert werden, die Wähler sollen nur die Version der Welt hören, welche die Bürgermeisterin bevorzugt.

20. Januar 2017, Thomas Schiller
(leicht abgeändert am 28.2.2017)