Stadt Schönsee wirbt für Veranstaltungen der Nature Community - Was soll das?

In der Grenz-Warte vom 4.11.2016 steht: „Bürgermeisterin Birgit Höcherl begrüßte zur Terminversammlung die Vertreter der Vereine“. Anschließend werden die Termine der Vereinsveranstaltungen aufgelistet. Zwischen dem Gansauskarten des CSU-Ortsverbandes Schönsee am 12.11. und der Mitgliederversammlung des Vereins für Nachbarschaftshilfe Schönsee am 14.11. wird doch tatsächlich von der Stadt Schönsee auf das „Jaruna Festival“ der Nature Community verwiesen.

Und das ist noch nicht alles. Auch auf der Homepage der Verwaltungsgemeinschaft Schönsee wird explizit auf diese Veranstaltung hingewiesen, im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Gesangsvereins Schönsee und einer Aktion der Kolpingsfamilie Schönsee (vgl. hier).

Meiner Ansicht nach ist dies ein absolut untragbarer Zustand. Ein derart fragwürdiges Unternehmen wie die Nature Community darf keine Bühne im offiziellen Veranstaltungskalender einer Kommune finden. Oder will die Stadt Schönsee die Visionen der Nature Community wie „Befreiung der Sexualität“ 1), „eigene freie Schule“ usw. indirekt unterstützen, indem Werbung für Veranstaltungen betrieben wird, bei denen die Nature Community dann neue Mitglieder akquirieren kann?

Ich bin zwar grundsätzlich vom schönen Motto „leben und leben lassen“ voll überzeugt. Aber, vor den Karren einer höchst zweifelhaften Organisation spannen lassen darf man sich deshalb nicht. Der Nature Community eine Plattform im Veranstaltungskalender der Vereine der Stadt Schönsee zu geben ist für mich eine völlig falsch verstandene Toleranz gegenüber deren Zielen und Visionen.

Darüber hinaus ist die Nature Community kein Verein, sondern eine Genossenschaft. Schon allein aus dieser formalen Sicht haben ihre Veranstaltungen absolut nichts im Kalender der Schönseeer Vereine verloren.

Dazu kommt noch, dass der Bezug zu Schönsee sehr dürftig ist. Die Mitglieder der Nature Community wollen ja z. B. ihre Kinder eben nicht auf die Grundschule Schönsee schicken und sie wollen auch z. B. eine eigene Wasserversorgung aufbauen. Die städtischen Einrichtungen sind ihnen also offensichtlich nicht gut genug. Aber im städtischen Veranstaltungskalender sollen sie gelistet werden? Das verstehe wer will, ich auf jeden Fall nicht. In Bezug auf die Nature Community wünsche ich mir von der Stadt Schönsee professionelle Distanz statt naiver Anbiederung.

Die Arbeitsstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen des Bistums Regensburg wird vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie erfährt, wie willfährig eine CSU-Bürgermeisterin einer dubiosen Gemeinschaft, die „Spiritualität“ statt christlichen Grundwerten in das Zentrum ihres Handelns stellt, den städtischen Veranstaltungskalender öffnet.

Den Bericht in der Grenz-Warte über die Vereinsveranstaltungen hat übrigens der Ehemann der Bürgermeisterin (unter dem Kürzel mmj) verfasst. Ein Versehen kann also (leider) nicht vorliegen …

1) Dieses Zitat stammt aus der Homepage der Nature Community im Januar 2015. Mittlerweile ist diese Vision nicht mehr so deutlich veröffentlicht. Nun wird von „tiefen authentischen Partnerschaften und Beziehungen“ gesprochen und angekündigt „wir öffnen Räume für die Möglichkeit, neue Formen sozialer Beziehungen zu entwickeln und uns darin auszuprobieren“. In der Rubrik „So wollen wir leben“ wird zum Umgang mit Drogen und Genussmitteln auf Alkohol, Nikotin, Koffein und Zucker eingegangen. Eine Aussage zu Marihuana, Haschisch usw. fehlt … Ist das wohl keine Droge?

4. November 2016, Thomas Schiller