Der Stadtrat Schönsee hat verpasst, ein deutliches politisches Signal zu setzen
- Nachtrag zur Entscheidung über die Bauvoranfrage der „Nature Community eG“ auf Nutzungsänderung für die Ferienanlage „St. Hubertus“ in der Sitzung vom 27.1.2015.


Auf das Thema "nature community" und Hotel Hubertus werden die Stadträte der Freien Wählergemeinschaft Schönsee (FWG) immer wieder angesprochen, obwohl die Entscheidung im Stadtrat bereits Ende Januar 2015 fiel. Um die Thematik für den Bürger transparenter zu machen, veröffentlichen wir deshalb auf dieser Homepage einen öffentlichen Beitrag, welcher unsere Sicht der Dinge verdeutlichen soll.

Der Stadtrat hat die Gelegenheit verpasst, ein deutliches politisches Zeichen zu setzen. In der Sitzung vom 27. Januar 2015 wurde nämlich mit 10:3 Stimmen das gemeindliche Einvernehmen zu der Bauvoranfrage der „Nature Community eG“ auf Nutzungsänderung für die Ferienanlage „St. Hubertus“ erteilt. Nur die drei Stadträte der Freien Wählergemeinschaft Schönsee (FWG) stimmten gegen das Vorhaben. Somit wurde der „nature-community“ von den Stadträten nicht aufgezeigt, dass ihre Visionen von „Befreiung der Sexualität“, „eigene freie Schule“, weitgehende Autarkie usw. nicht bei allen Bürgern der Stadt Schönsee willkommen sind. Für ihr Vorhaben, das Hotel Hubertus zu erwerben und dann auf über 100 Menschen anzuwachsen, hätten sie auch nicht mit der Zustimmung des kommunalen Parlaments werben können - so wie sie es seit Februar 2015 auf ihrer Homepage tut, unter anderem mit dem Zeitungsartikel von der positiven Entscheidung des Stadtrates für die Nutzungsänderung (vgl. www.nature-community.de/Gemeinschaft/Standort/).

Auch wenn die Ablehnung der Bauvoranfrage juristisch vielleicht nicht zu halten gewesen wäre - was wäre den Stadträten groß passiert? Eventuell hätte die Rechtsaufsicht die Entscheidung des Stadtrates Schönsee aufgehoben, mehr nicht. An die Drohkulisse, welche von Geschäftsstellenleiter Spachtholz aufgebaut wurde (Schadensersatzforderungen gegen einzelne Stadträte oder die Stadt) kann ich nicht glauben. Wir von der Freien Wählergemeinschaft Schönsee (FWG) haben jedenfalls geschlossen gegen die Nutzungsänderung gestimmt. Die öffentlichen Herabwürdigungen mehrerer Stadtratskollegen für unsere ablehnende Haltung haben wir verwundert zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig haben uns die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung darin bestärkt, richtig gehandelt zu haben.

Nach wie vor bin ich sehr überrascht, dass die Christlich Soziale Union (CSU) die Möglichkeit nicht genutzt hat, zu verhindern, dass Leute nach Schönsee kommen wollen, deren ausdrücklich erklärte, im Internet ausführlich dokumentierte Ziele (vgl. www.nature-community.de/) absolut nicht mit den Werten übereinstimmen, welche sich im Parteiprogramm der CSU an zentraler Stelle finden.

Die drei Stadträte der FWG Schönsee waren bei der Abstimmung in der öffentlichen Stadtratssitzung vom 27. Januar 2015 übrigens sehr irritiert über die Äußerungen der Bürgermeisterin Birgit Höcherl (CSU). Sie brachte ihre Verwunderung über die Ablehnung der FWG zum Ausdruck und behauptete, die FWG-Stadträte hätten eine Woche zuvor „sehr euphorisch“ auf die Pläne der „nature-community“ reagiert. Dabei bezog sie sich auf ein „zwangloses Gespräch“, zu dem die „nature-community“ den Stadtrat am 20. Januar 2015 in das Hotel St. Hubertus eingeladen hatte, um ihr Vorhaben vorzustellen. Wir können absolut nicht nachvollziehen, welche Rolle es überhaupt spielt, was die FWG-Stadträte eine Woche vorher zum zwanglosen Gespräch beigetragen haben oder nicht. Die Entscheidung über die beantragte Nutzungsänderung fiel in der Stadtratssitzung vom 27. Januar 2015 und nicht eine Woche zuvor.

Ich habe am 20. Januar erst erkannt, dass die „nature community“ in der Lage sein könnte, das Objekt finanziell zu verwirklichen. Vorher habe ich mich mit dem Thema nicht groß beschäftigt, weil ich davon ausging, dass die Gruppe den Kauf des Hubertus-Areals nicht finanzieren kann und der Antrag auf Nutzungsänderung sowieso ins Nichts führt. In den Tagen vom 21. bis 26. Januar habe ich die Homepage der „nature community“ dann sehr genau analysiert, zusammen mit mehreren Freunden aus unserer Wählervereinigung. Da wurde mir dann klar, dass ich dieses Vorhaben auf keinen Fall unterstützen kann. Gleichwohl betone ich, auch am 20. Januar nicht „euphorisch“ reagiert zu haben. Vielmehr gab ich - eigentlich als einziger - ein ausführliches, aber gemischtes Feedback ab. Ich stufte das Konzept zur Finanzierung des Objekts über eine Genossenschaft aus betriebswirtschaftlicher Sicht als durchdacht ein, lehnte aber ganz klar und eindeutig den Plan ab, eine eigene Schule in Schönsee zu gründen. Anstandshalber bedankte ich mich auch für die Einladung und dass die fünf Mitglieder der „nature community“ sich Zeit nahmen, uns ihr Projekt ausführlich zu erläutern (sie hatten ja aus München eine lange Anreise und wären nicht verpflichtet gewesen, uns zu informieren). Der Idee, das Hotel mit veganer Küche weiter zu betreiben, trat ich mit einer gehörigen Prise Ironie entgegen. Ich sagte in diesem Zusammenhang zum Beispiel, dies würde für Schönsee ganz neue Schichten von Besuchern erschließen. Dass die Kollegen vom Stadtrat Ironie nicht als Ironie erkennen (wollen), hat mich überrascht. Zu den Visionen der „nature community“ bezüglich Sexualität sagte ich nichts, die sind in dem „zwanglosen Gespräch“ weder von der „nature community“ noch von einem der Stadträte angesprochen worden. Mir erschlossen sie sich in ihrer vollen Konsequenz erst später bei der genaueren Analyse der Homepage.

Mein Fazit:
Wer in einer öffentlichen Stadtratssitzung behauptet, die FWG-Stadträte hätten bei einem „zwanglosen Gespräch“ eine Woche davor im Hotel Hubertus „euphorisch“ auf die Pläne der „nature community“ reagiert, hat ganz offensichtlich nur ein Ziel: Die Stadträte der FWG - und damit ihre klare Position gegen die geplante Nutzungsänderung - sollen in der Öffentlichkeit herabgewürdigt werden.

In dieselbe Richtung geht übrigens der Beitrag von Josef Eibauer auf der Homepage der Freien Wählergruppe Schönsee-Ost. Er behauptet (mit Blick auf die Sitzung vom 27. Januar 2015) der Stadtrat habe mit der Zustimmung zur Nutzungsänderung ein „Zeichen des Wohlwollens gesetzt - bis letzte Woche sogar noch in einstimmiger Linie“. Woher Eibauer jun. wissen will, dass wir „bis letzte Woche“ mit ihm auf einer Linie gewesen wären, entzieht sich völlig unserer Kenntnis. Die FWG hat sich keineswegs mit Herrn Eibauer jun. abgestimmt. Darüber hinaus hatten wir uns unsere Meinung zu dem Thema eine Woche vor der Entscheidung über die Nutzungsänderung noch gar nicht vollständig gebildet. Dies geschah im Wesentlichen erst in der Fraktionssitzung der FWG vom 26. Januar 2015 und zwar nachdem wir uns alle gewissenhaft und ausführlich mit der Thematik beschäftigt hatten. Eibauer jun. unterstellt uns aber auf seiner Homepage, unser Votum gegen die Nutzungsänderung wäre eine „öffentlich zur Schau gestellte Opposition“ und „schlicht und ergreifend fadenscheinig“. Ein solches Urteil ist meiner Ansicht nach höchst anmaßend und herabwürdigend.

26. August 2015, Thomas Schiller für die Freie Wählergemeinschaft Schönsee (FWG)
Leicht abgeändert am 5.2.2016