Wie man anständig mit Bäumen umgeht - Von Oberviechtach lernen ...

Wie wird in Oberviechtach mit alten, ehrwürdigen, das Ortsbild prägenden Bäumen umgegangen? Im Vergleich zu Schönsee vorbildlich! In der Stadtratssitzung Anfang Dezember ging es nämlich um zwei 120 bis 140 Jahre alte Linden in der Nähe des Friedhofs. Bürgermeister Heinz Weigl sagte zwar: "Die Verwaltung empfiehlt aus Sicherheitsgründen die Entfernung beider Linden und dem schließe ich mich an". Allerdings hat er auch eine Stellungnahme des Försters eingeholt - also im Gegensatz zu Bürgermeisterin Höcherl bei der geplanten Fällung der 30 schönen Kastanienbäume in der Bahnhofstraße Schönsee - einen Baumsachverständigen hinzugezogen. Und dieser hat festgestellt, dass eine Linde "keine markanten Anzeichen aufweist und deshalb noch stehen bleiben könne". Der Stadtrat beschloss dann mit zwei Gegenstimmen diese eine Linde zu erhalten. Respekt Oberviechtach! Das war eine rationale, sachlich begründete Entscheidung auf Basis von Fakten. Wenn man einbezieht, wie viele Entscheidungen im Stadtrat Oberviechtach nicht im Einvernehmen fallen, sondern mit 9 zu 8 Stimmen (also der Bürgermeister-Mehrheit gegen die Opposition, d. h. die CSU), ist diese von Vernunft geprägte Abstimmung zu Gunsten der Linde sogar noch höher zu bewerten.

Den Förster zu fragen, wie er den Zustand der Kastanienbäume einschätzt, genau dies hat die FWG mehrfach bei Stadtratssitzungen eingefordert. Das hätte der Stadt Schönsee nichts gekostet, gleichzeitig hätte man eine viel bessere Entscheidungsgrundlage für die Abstimmung hinsichtlich der Fällung gehabt. Wenn der Förster zum Schluss gekommen wäre, dass die Kastanienbäume - auch nach einem Zuschnitt - die Sicherheit der Bürger gefährden, hätte auch die FWG der Fällung zugestimmt. Warum die Bürgermeisterin und die sie unterstützende Koalition aus CSU, SPD und Freie Wählergemeinschaft Gaisthal dies unterlassen hat, können wir absolut nicht verstehen. Dass sie den Verlust der Kastanienbäume bedauern - wie sie und allem voran Bürgermeisterin Höcherl - immer wieder betonen, kann man jedenfalls nicht glauben. Sonst hätten sie doch etwas für ihren Erhalt unternommen - und wenn es nur ein Anruf beim Förster gewesen wäre, ob er eine Stellungnahme zu den Kastanienbäumen abgeben will. Aber, nicht einmal das - was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist - hat die Regierungskoaliton gewollt ... ganz abgesehen davon, dass vorher mindestens zehn Jahre unterlassen wurde, die Kastanienbäume in der Bahnhofstraße zu pflegen ... Ich vermute, beim Thema Baumpflege ist Oberviechtach und vermutlich die allermeisten Gemeinden in Bayern und Deutschland der Stadt Schönsee ebenfalls um Längen voraus ...

Quelle der Zitate: Grenz-Warte vom 11. Dezember 2015 - verfasst am 11. Dezember 2015, Thomas Schiller